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Token-Ökonomie: Die digitale Wirtschaft der Zukunft

Die Token-Ökonomie schafft neue Interaktions-Möglichkeiten in der Wirtschaft. Sie birgt die Chance, Innovation und Wirtschaftswachstum voranzutreiben und gleichzeitig die finanzielle Inklusion und Stabilität zu fördern.

Von Clara Guerra und Thomas Dünser, Stabsstelle für Finanzplatzinnovation und Digitalisierung (SFID) des Fürstentums Liechtenstein

Die Blockchain-Technologie ermöglicht es, dass wir mittlerweile nicht nur Informationen, sondern auch Werte digital abbilden und übertragen können. Damit besteht die Möglichkeit, die Wirtschaft in eine digitalisiert unterstütze Industrie zu verwandeln in der Lieferketten, Handelsfinanzierung und Logistik zu einem nahtlosen Prozess verschmelzen können.

Europa hat die grosse Chance, sich mit der Förderung und Umsetzung der Token-Ökonomie als attraktiver Standort für digitale Geschäftsmodelle und Services zu positionieren und den Kontinent gegenüber den weltweit führenden Technologieunternehmen wettbewerbsfähig zu halten.

Token-Ökonomie und Tokenisierung

Der Begriff der Token-Ökonomie bezieht sich auf eine digitale Wirtschaft, in der die Blockhain-Technologie, respektive der Token als Basis für die effiziente Übertragung von Rechten und Vermögenswerten genutzt wird. Hinzu kommen sogenannte «smart contracts» das heisst programmierte Wenn-Dann-Beziehungen (automatische Ausführung von Funktionen, wenn vorbestimmte Bedingungen erfüllt sind).

Durch die «Tokenisierung» können alle Rechte aus dem Rechtssystem digital abgebildet und übertragen werden. Das bedeutet, dass auch physische Güter «digitalisiert» werden, so dass sie nachverfolgt, übertragen und ausgetauscht werden können.

Anwendungsfälle, Nutzen und Vorteile

Die Tokenisierung kann zur Darstellung einer Vielzahl von Vermögenswerten und Rechten verwendet werden. So können zum Beispiel Zahlungen mit Token statt mit herkömmlichen Zahlungsmitteln wie Bargeld, Kreditkarten oder Banküberweisungen getätigt werden, was eine schnellere, effizientere und kostengünstigere Abwicklung ermöglicht.

Neben den Zahlungsdiensten wird die Tokenisierung auch zur Erleichterung der Übertragung digitaler Vermögenswerte eingesetzt. Die Tokenisierung ermöglicht die sichere Speicherung und Übertragung von digitalen Vermögenswerten wie digitaler Kunst und digitalen Sammlerstücken.

Auf diese Weise können Privatpersonen und Unternehmen diese digitalen Vermögenswerte sicher speichern, übertragen und handeln, ohne dass eine zentrale Behörde erforderlich ist.

Neue Anlagemöglichkeiten

Schliesslich wird die Tokenisierung auch zur Schaffung neuer Finanzinstrumente genutzt. Tokenisierte Vermögenswerte, wie Aktien und Anleihen können zur Schaffung neuer Anlagemöglichkeiten verwendet werden, die Anlegern den Zugang zu neuen Märkten und Anlageklassen ermöglichen.

Die Einführung einer Token-Ökonomie auf den Finanzmärkten führt zu grösserer Effizienz, höherer Sicherheit und mehr Vertrauen vermag gleichzeitig Kosten und Komplexität erheblich zu reduzieren. Zudem kann die Tokenisierung auch zur Schaffung neuer Formen des Crowdfunding genutzt werden, die es Unternehmern ermöglichen, schneller und einfacher Kapital zu beschaffen.

Etliche Herausforderungen

Die Bedeutung und das Potenzial der Tokenisierung wird in Europa noch allgemein unterschätzt. Neben einfachen, klaren und sich gleichzeitig kontinuierlich weiterentwickelnden regulatorischen Rahmenbedingungen sind ein digitales Know-how, Verständnis und Bildung sowohl bei Bevölkerung, Entscheidungsträgern in der Wirtschaft und der Politik die elementare Treiber für eine erfolgreiche, zukunftsfähige Innovation und Entwicklung (vergleiche der Bericht «Tokenise Europe 2025»).

Liechtenstein als Vorreiter

Mit dem «TVTG», dem Token-Gesetz, hat Liechtenstein den weltweit ersten Rechtsrahmen für die Tokenisierung geschaffen und ist Vorreiter im Bereich Innovations-Regulierung. In Liechtenstein besteht durch die zivilrechtlichen Regelungen Klarheit und Sicherheit über die rechtliche Stellung und Einordnung von Token.

Es wurde damit eine eigenständige Übertragungs- und Legitimationsordnung für Token im Rechtssystem verankert. Praktisch bedeutet das, dass geklärt ist, wie Token rechtliche erworben, übertragen und darüber verfügt werden können, wie Pfand- und andere Sicherungsrechte bei Token begründet werden als auch die Normierung von Wertrechten.

Die Token-Ökonomie hat das Potenzial, die Art und Weise zu revolutionieren, wie Unternehmen und Privatpersonen miteinander interagieren.


Clara Guerra ist stellvertretende Leiterin der Stabsstelle für Finanzplatzinnovation und Digitalisierung (SFID) des Fürstentums Liechtenstein. Die Juristin mit Schwerpunkt in High-Tech und Innovation war zuvor in der Privatwirtschaft tätig und engagiert sich als Board Member im Hochschul- und MedTech Bereich. Sie hält Vorträge und publiziert regelmässig über Emerging-Tech- und andere Innovationsthemen aus der staatlichen Perspektive.

Thomas Dünser ist Leiter der Stabsstelle für Finanzplatzinnovation und Digitalisierung (SFID) des Fürstentums Liechtenstein und Autor. Er war zuvor Berater des Regierungschefs im Ministerium für Präsidiales und Finanzen und in dieser Rolle unter anderem für den Aufbau des Innovations-Frameworks als auch das Blockchain-Gesetz verantwortlich. Er hält Vorträge und publiziert regelmässig über Blockchain aus der staatlichen Perspektive, wie «Legalize Blockchain» und «Stable Money».

Autor

Thomas Dünser

Thomas Dünser arbeitet für die liechtensteinische Regierung und ist Leiter der Stabsstelle für Finanzplatzinnovation. Er hat die Entwicklung und Umsetzung des Blockchain-Gesetzes (TVTG) geleitet.